In Deutschland wird immer offensichtlicher, dass das Gesundheitssystem verbesserungswürdig ist. Egal, ob man einen kurzfristigen Termin beim Orthopäden benötigt oder ein MRT ansteht – die Wartezeiten in deutschen Praxen erstrecken sich oft über mehrere Wochen oder sogar Monate. Auch Physiotherapeuten können von langen Wartezeiten betroffen sein, wodurch es nicht ungewöhnlich ist, dass zwischen den ersten Beschwerden und der tatsächlichen Behandlung bis zu einem halben Jahr vergeht. Doch muss das wirklich die Norm sein? Gibt es Wege, auch als gesetzlich versicherter Patient, diese Problematik zu umgehen?
Hier sind wichtige Gründe, warum die Übernahme der Kosten für Physiotherapie aus eigener Tasche im eigenen Interesse liegen könnte:
1. Mehr Zeit für die Behandlung
In einer gesetzlichen Physiotherapiepraxis tickt die Uhr unaufhörlich. Zwischen Therapeuten und Patienten herrscht ein ständiges Kommen und Gehen, und die zur Verfügung stehende Zeit beträgt oft nur 20 Minuten. In einer privat geführten Praxis hingegen kann der Therapeut bis zu 60 Minuten für eine umfassende Anamnese, Behandlungsplanung, direkte Behandlung und sogar das Einüben von Übungen zu Hause nutzen. Diese längere Behandlungszeit führt zu einem effektiveren Therapieergebnis, während sich der Patient entspannter und wertgeschätzter fühlt.
2. Gründliche Anamnese
Die knappe Zeit in herkömmlichen Praxen erlaubt es dem Physiotherapeuten selten, ein umfassendes Bild vom Patienten zu erhalten. In einer privaten Praxis hingegen können im ersten Gespräch alle relevanten Faktoren, von Arztberichten über MRT-Befunde bis hin zu Nebendiagnosen, ausführlich besprochen werden. Dies ermöglicht die Erstellung eines adäquaten Behandlungsplans unter Berücksichtigung beider Perspektiven.
3. Keine Begrenzung der Behandlungsanzahl
Oft endet die erste Verordnung mit sechsmal 20 Minuten Krankengymnastik, aber die Beschwerden sind noch nicht vollständig gelindert. Ein weiterer Arztbesuch ist notwendig, um ein neues Rezept zu erhalten. Doch durch die Budgetierung der Krankenkassen können Ärzte in vielen Fällen keine weiteren Rezepte ausstellen, selbst wenn die Beschwerden fortbestehen. Bei privaten Leistungen können Therapeut und Patient gemeinsam entscheiden, wie viele Behandlungen notwendig sind, um den gewünschten Erfolg zu erzielen, ohne sich an Budgetrestriktionen zu halten.
4. Keine ärztliche Verordnung erforderlich
Um Patienten ohne ärztliche Verordnung behandeln zu dürfen, benötigt der Physiotherapeut zusätzliche Qualifikationen. Ein sektoraler Heilpraktiker für Physiotherapie kann nach einer Gesundheitsamtsprüfung eigenständig Anwendungen durchführen. Der Patient profitiert von einem direkten Zugang zu Therapieoptionen, ohne lange auf Arzttermine warten zu müssen.
5. Kurzfristige Termine – auch im Notfall
Privatpraxen bieten oft Notfallsprechstunden an, um Patienten mit akuten Schmerzen kurzfristig zu behandeln. Der direkte Zugang ermöglicht es Patienten, unkompliziert Termine mit ihrem bevorzugten Therapeuten zu vereinbaren. Private Praxen verfügen in der Regel über eine höhere Terminverfügbarkeit im Vergleich zu Kassenpraxen, was besonders wichtig ist, wenn akute Beschwerden eine schnelle Intervention erfordern.
6. Kein Wechsel des Therapeuten
In großen gesetzlichen Praxen kann es vorkommen, dass ein Patient während einer Verordnung von Therapeuten zu Therapeuten wechselt. Dies führt zu fehlender Vertrauensbildung zwischen Patienten und Therapeut, was einen entscheidenden Einfluss auf den Erfolg der Therapie haben kann. In privaten Praxen bleibt der Therapeutenwechsel oft aus, was eine stabile Beziehung und bessere Therapieergebnisse fördert.
7. Mehr Wohlfühlatmosphäre
In einer privat geführten Physiotherapiepraxis steht es dem Therapeuten frei, die Einrichtung und die Raumgestaltung nach eigenem Ermessen zu bestimmen. Im Kontrast zu den Vorgaben durch Krankenkassen kann der Therapeut in einer privaten Praxis die Räumlichkeiten nach eigenen Vorstellungen wählen. Dadurch kann nicht nur eine optimale Arbeitsumgebung für den Therapeuten geschaffen werden, sondern auch eine angenehme Wohlfühlatmosphäre für die Patienten.
8. Selbstbestimmte Fortbildungsgestaltung
In einer privat geführten Physiotherapiepraxis hat der Therapeut die Freiheit, Fortbildungen nach eigenem Zeitplan und Interesse zu wählen. Im Gegensatz zur gesetzlichen Krankenversicherung, die eine Fortbildungsverpflichtung (z.B. 60 Fortbildungspunkten im Betrachtungszeitraum von 4 Jahren vorschreibt, davon idealerweise 15 Punkte jährlich) kann der Therapeut in einer privaten Praxis eigenständig entscheiden, welche Weiterbildungen am besten zu seiner Arbeit passen. Diese Flexibilität ermöglicht eine individuelle berufliche Entwicklung und die Integration von Erkenntnissen, die direkt den Bedürfnissen der Patienten zugutekommen.